Display in der Marienstiftskirche in Lich, 2011

Display zu Religiosität im Alltagsleben, Reliquiengebrauch, Reliquienverehrung und zum Pilgerwesen im späten Mittelalter.

Anhand rekonstruierter Reliquienmodelle versuche ich Besuchern verschiedene Aspekte der Religiosität im späten Mittelalter näher zu bringen. Ergänzt wird das Display durch Modelle religiöser Objekte und Gegenstände, die im Alltagsleben der Menschen einen hohen Stellenwert hatten, mit denen sie ihren Glauben lebten und ihren Mitmenschen zeigten. Besonders die Verehrung und der Gebrauch von Reliquien spielt in den reformierten Kirchen keine Rolle mehr und ist selbst in der katholischen Kirche stark in den Hintergrund gerückt.

Nicht alle Reliquien genießen bei Klerus und Gläubigen einen gleich hohen Status. So gibt es Reliquien in verschiedenen Abstufungen wie "biblische Reliquien" die durch ihre direkte Verbindung zu Personen und Ereignissen der Heilsgeschichte höchstes Ansehen genießen. Weitere Kategorien sind Reliquien "erster Ordnung" die Körperteile von Heiligen representieren oder solche "zweiter Ordnung" oder "echte Berührungsreliquien" bei denen es sich um Gegenstände handelt, die in direkte Berührung mit Heiligen kamen. Zahlenmäßig weitaus am meisten vertreten sind Reliquien "dritter Ordnung", sogenannte "mittelbare Berührungsreliquien", die mit Reliquien erster Ordnung in Berührung kamen. Je nach Bedeutung des durch die Reliquie representierten Heiligen variieren die Hoffnungen und Erwartungen der Gläubigen an diese. Zahlreiche Reliquien genießen eine weite Verehrung zu denen europa- oder gar weltweite Wallfahrten stattfinden. Viel größer ist jedoch die Zahl derer, deren Verehrung sich nur auf ein kleines geographisches Gebiet beschränkt. Je nach Umfang und Bedeutung ihres Reliquienschatzes wuchs die Bedeutung einer Diözese als Stiftungsempfängerin und Wallfahrtsziel mit direkten Auswirkungen auf ihre Stellung gegenüber ihren Nachbarn.

Der Handel mit Reliquien war und ist nach kanonischem Recht verboten, dennoch gab es verschiedene Möglichkeiten an Reliquien zu gelangen, oder diese weiter zu geben. Einige dieser Wege standen im Einklang mit kirchlichem Recht, doch existieren auch solche, die diesem zuwider laufen.

Impressionen zu unseren Rekiquienmodellen

Alle hier gezeigten Objekte sind Modelle und Rekonstruktionsversuche, auch wenn es hier im einzelnen nicht weiter erwähnt wird.

 

Rohmaterial für weitere Projekte

 

 

VR-Film Heilige und Halunken

Im Juli 2018 entstand ein faszinierendes VR-Filmprojekt im Auftrag des Landesmuseum Württemberg in Stuttgart im Freilandmuseum Bad Windsheim und Klosterzimmern. Heilige und Halunken spielt in der Entstehungszeit des Lichtensterner Altars im Jahr 1465, der von Margarete von Stein, der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Lichtenstern, bei Meister Linhard in Auftrag gegeben wurde.

Der von Storz Medienfabrik unter Mitwirkung von Claudia Gallatz, Davide Just, Jürgen Brandtner und Lucas Ullrich in den Hauptrollen als 360°-Film mit 360°-Ton wurde von uns mit Requisiten und als Statisten unterstützt.

Landesmuseum Württemberg: VR-Reise ins Mittelalter

Zusätzlich dazu entstand eine Schulklassenversion in einer für Kinder zugänglicheren Fassung.

 

Einzelnachweise

  1. Kammel, Curtius, et. al. (2000): S. 134-135
  2. Popp (2010)
  3. Schäfke, Trier (2010)
  4. Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair (2010)
  5. Decorninck (1991)
  6. George (1988)
  7. De Boeck (1991)
  8. Kühne, Brumme, Koenigsmarková (2012): S. 185

Quellen

  • De Boeck, J. (1991): Nota in verband met de conservatie van weefseles. In: De Boeck, J.; Ceulemans, C.; Deconinck, E ; et. al.: Stof uit de kist: de middeleeuwse textielschat uit de abdij van Sint-Truiden. Peeters, Leuven 1991, S. 125-135
  • Decorninck, E. (1991): Historische gegevens in verbad mit het textiel uit de Abdij van Sint-Truiden. In: De Boeck, J.; Ceulemans, C.; Deconinck, E ; et. al.: Stof uit de kist: de middeleeuwse textielschat uit de abdij van Sint-Truiden. Peeters, Leuven 1991, S. 39-49
  • Bagnoli, Martina; Cleveland Museum of Art; Walters Art Museum (Baltimore, Md.); British Museum.; et. al. (2010): Treasures of heaven: saints, relics, and devotion in medieval Europe. The British Museum, London 2010
  • George, Ph. (1988): Textiel en reliken. In: Tongeren, basiliek van O.-L.-Vrouw Geboorte / 1, Textiel, Van de vroege middeleeuwen tot het Concilie van Trente. Peeters, Leuven 1988, S. 47-62, 155-160
  • Kammel, Frank Matthias; Curtius, Andreas; et. al. (2000): Spiegel der Seligkeit: privates Bild und Frömmigkeit im Spätmittelalter. Verlag des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 2000
  • Kühne, Hartmut; Brumme, Carina ; Koenigsmarková, Helena (2012): Jungfrauen, Engel, Phallustiere : die Sammlung mittelalterlicher französischer Pilgerzeichen des Kunstgewerbemuseums in Prag und des Nationalmuseums Prag. Lukas Verlag, Berlin 2012
  • Lambacher, Lothar (2010): Schätze des Glaubens Meisterwerke aus dem Dom-Museum Hildesheim und dem Kunstgewerbemuseum Berlin . Schnell + Steiner, Regensburg 2010
  • Läufer, Josef (2006): Jesus - Reliquien. Selbstverlag, 2006
  • Popp, Christian (2010): Der Schatz der Kanonissen Heilige und Reliquien im Frauenstift Gandersheim. Schnell + Steiner, Regensburg 2010
  • Schäfke, Werner; Trier, Marcus (2010): Der Nachlass des Hermann von Goch. In: Mittelalter in Köln : eine Auswahl aus den Beständen des Kölnischen Stadtmuseums. Emons, Köln 2010, S. 137–166.
  • Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair (2010): Das Reliquienglas der Heiligkreuzkapelle ist geöffnet: Archäologen stehen vor einer neuen Herausforderung. Presseinformation, Müstair, 3. Mai 2010
  • Urbanek, Regina (2010): Die Goldene Kammer von St. Ursula in Köln: zu Gestalt und Ausstattung vom Mittelalter bis zum Barock. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2010

 

Reliquienmodelle: Chris Wenzel, Andreas Franzkowiak
Fotos: Christoph Braun, Andreas Franzkowiak, Andreas Vollborn